Gemeinsam gegen Diabetes

Seit 2019 ist das Diak Klinikum in Schwäbisch Hall ausgezeichnet durch die Deutsche Diabetes Gesellschaft und damit, wie es auf dem Zertifikat steht, für Diabetespatienten besonders geeignet. Wie wichtig eine solche Auszeichnung und Zertifizierung vor allem für Patienten ist, zeigen die erschreckend hohen Zahlen von Diabetes-Patienten in Krankenhäusern. Inzwischen ist rund jeder vierte erwachsene Patient, der in einem Krankenhaus behandelt wird, von Diabetes betroffen.

Am Diak kümmert sich das Diabetes-Team um diese Patienten. Dr. Margarete Friz, Fachärztin für Innere Medizin, versorgt sie hauptverantwortlich zusammen mit ihren Kolleginnen der Diabetesberatung und –assistenz der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Diabetologie und Infektionskrankheiten unter Leitung von Prof. Dr. Markus Menges.

Regina Schury und Carolin Merkl haben eine besondere Weiterbildung zur Diabetesberaterin absolviert, die sie dazu befähigt, stationären Patienten mit Diabetesdiagnose wichtige Hinweise zum Umgang mit der Krankheit zu geben. „In der Regel verbringen wir mit einem Patienten zirka vier bis zehn Stunden in der Diabetes-Beratung“, sagt Schury. „Das ist eigentlich zu wenig. Wir können aber aufgrund der Liegedauer keine länger andauernden Beratungen anbieten“, so Schury weiter. Dass eine langfristige Begleitung und Aufklärung aber notwendig ist, dass merken die Diabetesberaterinnen laufend. „Viele Patienten sind nicht genügend aufgeklärt und wissen nicht, was die Krankheit eigentlich bedeutet. Sie nehmen zwar regelmäßig ihr Insulin, haben aber wenig Ahnung darüber, wie es im Körper wirkt, welchen Einfluss die persönliche Ernährung auf den Insulinspiegel hat und wie sie diesen im Zweifel in den Griff bekommen können“, so Margarete Friz. „Deshalb haben wir oft Patienten, die über extreme Müdigkeit, Leistungsabfall oder deutliche Gedächtnislücken klagen.“

Mangelnde Therapiekenntnis großes Problem

Das muss nicht sein – eine gut eingestellte Diabetestherapie kann all diesen Nebenwirkungen der Erkrankung entgegenwirken. „Wir möchten gerne gemeinsam mit dem Patienten herausfinden, was dieser braucht. Das heißt für uns, wir erfragen in der Beratung zunächst einmal die Lebensgewohnheiten. Dann heißt es für uns, dem Betroffenen das Wissen zu vermitteln, das er für einen routinierten Umgang mit seiner Erkrankung benötigt.“ Schury, Merkl und Friz sind sich aber einig: Die dafür verbleibende Zeit im Krankenhaus reicht für eine umfassende Wissensvermittlung nicht aus. „Hier sind niedergelassene Diabetologen und Hausärzte in der Pflicht“, so Schury. Rund 20 Stunden sind für den nicht-insulinspritzenden Diabetiker (24 Stunden für den Insulin spritzenden) von der DDR vorgegeben, will der Patient gut über seine eigene Erkrankung informiert sein. Zudem hat der Diabetespatient, im Verlaufe seiner Erkrankung immer wieder das Recht, nach seinen Bedürfnissen geschult und beraten zu werden. „Wir hier am Klinikum machen dafür den ersten Schritt.“

Häufig ist es für Patienten, die die Diagnose Diabetes bekommen, erst einmal ein Schock. Fragen nach chronischen Wunden, möglichen Amputationen oder einem Leben im Rollstuhl werden aufgeworfen. „Das sind aber häufig nur die Folgen einer mangelnden Therapiekenntnis“, sagt Schury. Zudem treten solche extremen Begleiterscheinungen der Krankheit erst in einer Phase ein, in der die Erkrankung schon sehr lange nicht genügend behandelt wurde.

„Die Zusammenarbeit mit den Diabetesberaterinnen ist für uns Internisten eine enorme Entlastung“, sagt Margarete Friz. Zu den beiden Beraterinnen kommt nämlich zusätzlich noch die Diabetesassistentin, Anette Henry, hinzu. Sie ist auf den Diabetes Typ 2 spezialisiert, während Merkl und Schury alle Typen der Diabetes behandeln und beraten können.

 

Mit einem Bluttest zur Diagnose

Um Diabetespatienten, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen, im Krankenhaus erkennen zu können, wird ein Bluttest bei jedem, der stationär aufgenommen wird, durchgeführt. „Wenn ein Patient über 200 mg/dl Zucker im Blut aufweist, nehmen wir ihn in eine Liste auf. Das heißt, während seines Aufenthalts wird er dann automatisch durch uns im Diabetesteam betreut“, so Friz. Und Schury ergänzt: „Jeden Tag haben wir ungefähr acht Patienten, die neu auf die Liste aufgenommen werden.“ Das zeigt die hohe Brisanz des Themas. Nicht jeder Patient, der einen Wert über 200 hat, ist automatisch Diabetiker. „Wir müssen nach ein paar Tagen den Wert noch mal checken. Manchmal steigt der Blutzuckerspiegel aufgrund der Aufregung, manchmal liegt es am zuvor gegessenen Frühstück. Da müssen wir genau hinschauen“, betont Schury. „Mit den Blutproben können wir aber auch Diabetiker identifizieren, die bereits von der Erkrankung wissen, aber deren Blutzucker nicht perfekt eingestellt ist.

Kliniken, die für Diabetespatienten ausgezeichnet und zertifiziert sind, leisten diese Vorabuntersuchungen immer. Eine Besonderheit ist es, dass am Diak gleich ein Diabetesberatungsteam angeschlossen ist. „Nur rund 2100 Diabetesberaterinnen gibt es im gesamten Bundesgebiet. Sie sind hart umworben. Für uns in Schwäbisch Hall ist es ein Glück, dass wir gleich zwei kompetente Beraterinnen haben“, sagt Friz. Sie informieren und schulen die Patienten nicht nur, sondern erstellen auch deren Insulinpläne. „Die Sicherheit des Patienten steht für uns an erster Stelle. Die wiederum kann unserer Ansicht aber nur gewährleistet werden, wenn nach der Diagnose auch sofort eine Beratung erfolgen kann“, sagt Schury. Die Diagnose schocke viele Patienten. Sie dann nicht aufzufangen und ihnen konkrete Unterstützung anzubieten, sei nicht sinnvoll.

In diesem multiprofessionellen Team geht vieles Hand in Hand. „Wir müssen uns aufeinander verlassen können und auch der Patient muss das Gefühl haben, dass er bei uns mit seiner Erkrankung gut aufgehoben ist. Wir wollen Wege aufzeigen, wie ein Leben trotz Erkrankung, mit guter Therapie und umfassendem Wissen, gemeistert werden kann.“

Innere Medizin II: Gastroenterologie, Hepatologie, Diabetologie und Infektionskrankheiten Diabetologie