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Stoma – Künstlicher Darmausgang

Bei jeder Darmkrebsoperation muss der Chirurg Sicherheitsabstände einhalten, um einem Tumorrückfall zu vermeiden.

Bei besonders tief sitzendem Mastdarmtumor in unmittelbarer Nähe des Afters bedeutet dies, dass auch der gesamte Afterschließmuskel bei der Operation mit entfernt werden muss. Die Afteröffnung verschließt der Chirurg mit einer Naht, als neuer Darmausgang wird ein künstlicher Darmausgang (Stoma oder Anus praeter) angelegt. Dies ist nichts anderes als eine Schnittöffnung in der Bauchdecke, in die das Ende des gesunden Darms eingenäht wird. Mit dem Stoma wird die Funktion eines normalen Darmausgangs nachgeahmt.

Vorübergehend ein künstlicher Darmausgang

Wenn bei einer Operation der Schließmuskel erhalten werden kann, jedoch dafür eine sehr tiefe, nahe am After gelegene Nahtverbindung notwendig ist, wird sich der Chirurg für einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang entscheiden. Auf diese Weise soll der im Operationsgebiet liegende Darm mit der frischen Naht entlastet werden, um in Ruhe abheilen zu können.

Ein solcher vorübergehender Darmausgang kann am Dünndarm oder am Dickdarm angelegt werden. Typischerweise hat er zwei Öffnungen: Eine, aus der Stuhl austritt, und eine zweite, die zum stillgelegten Darmteil führt. Bei gutem Heilungsverlauf kann nach sechs bis zwölf Wochen in einer späteren, zweiten Operation dieser vorübergehende künstliche Darmausgang "zurückverlegt" werden.

Dauerhafter künstlicher Darmausgang

Leider gibt es Fälle, in denen ein Tumor so nahe am Schließmuskel sitzt oder sogar in den Schließmuskel selbst hinein gewachsen ist, so dass der After nicht erhalten werden kann. Mastdarm und Schließmuskel müssen dann komplett entfernt werden. Bei einer solchen Operation wird ein dauerhafter künstlicher Darmausgang angelegt. Dazu führt der Chirurg den untersten Teil des Dickdarmes als Ausgang durch eine Öffnung in der Bauchdecke und vernäht den Darmausgang mit der Haut.

Obwohl ein künstlicher Darmausgang für jeden Patienten anfangs schockierend sein kann, kommen doch die meisten auf Dauer gut damit zurecht. Schon im Krankenhaus bereiten geschulte Krankenschwestern auf den Umgang mit dem Stoma vor (Stoma-Schulung). Zusätzliche Hilfe und Tipps bieten Stoma-Selbsthilfegruppen, die es in einigen Städten gibt.

Für viele Patienten ist es möglich, zur geregelten Darmentleerung die so genannte Irrigationsmethode zu erlernen: Der Patient verabreicht sich selbst über den Darmausgang einmal täglich (bei manchen ist auch einmal alle zwei Tage ausreichend) eine Art Einlauf und führt so eine gewollte Darmentleerung herbei. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase bleiben dann für mindestens 24 Stunden weitere Entleerungen aus.

Mit Hilfe spezieller Pflaster oder Stomakappen sind mit künstlichem Darmausgang auch Schwimmbadbesuche und Saunagänge möglich. Stomaträger können praktisch jeden Beruf ausüben und auch jeden Sport betreiben.

Künstlicher Darmausgang immer seltener: Von wenigen Ausnahmen abgesehen, können heute alle Tumoren des mittleren und oberen Mastdarmdrittels - d.h. 4 bis 16 cm vom After entfernt - so operiert werden, dass der Schließmuskel erhalten bleibt.

Hilfe, Tipps und Austausch mit anderen Betroffenen bietet die Deutsche Vereinigung der Stomaträger (ILCO siehe Adressen)

Nach der Operation

Erst nach der feingeweblichen Untersuchung des entfernten Tumor- und Lymphknotengewebes im Labor steht endgültig fest, ob nach der Operation eine weitere Darmkrebstherapie notwendig ist. Auch können die Ärzte erst mit dem Ergebnis der postoperativen Untersuchung abschätzen, wie hoch das Risiko für einen Rückfall sein wird.

In dem spezialisierten Darmkrebszentrum erfolgt nach Eingang der feingeweblichen Untersuchung die Tumorbesprechung in einer großen Runde der medizinischen Fachexperten, um das weitere therapeutische Vorgehen festzulegen. Der hierbei von den Tumorexperten gefasste Beschluß wird mit dem Patienten ausführlich besprochen. Hierbei kann, je nach Tumorstadium, nur eine regelmäßige Nachsorge bis hin zur Strahlenchemotherapie notwendig sein.