Zur rechten Zeit - Hand in Hand

Damit hat Thorsten Z. nicht gerechnet, als er im März einen Besuch in Schwäbisch Hall machte:

„die Beine waren plötzlich irgendwie schwammig“, dass sich seine gesundheitliche Situation binnen Stunden dramatisch verschlechtert, kann er zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen. Ein Tumor drückt auf sein Rückenmark. Auf Anraten der Hausärztin sucht Thorsten Z. direkt das Diak Klinikum auf.

Durch CT (Computertomografie) und MRT (Magnetresonanztomografie) wird schnell ersichtlich:
„Es ist ernst. Ein Riesenzelltumor drück auf das Rückenmark.“ Neurochirurg Dr. Thorsten Enk und Prof. Dr. Stefan Huber-Wagner, Chefarzt der Unfallchirurgie am Diak Klinikum müssen schnell handeln. Der Tumor sitzt am Brustwirbel und drückt außerordentlich stark auf das Rückenmark, eine komplette Querschnittslähmung droht. In einer ersten Notfalloperation nehmen sie den Druck vom Rückenmark und stabilisieren die Wirbelsäule von hinten mit 8 Schrauben und 2 Stäben.

Neurochirurg Dr. Thorsten Enk und Prof. Dr. Stefan Huber-Wagner, der im vergangenen Jahr als Chefarzt neu ans Diak kam und vorher im Münchner Uniklinikum rechts der Isar viel Erfahrung sammeln konnte, tauschen sich intensiv aus, um die Diagnose zu exakt zu stellen, in anderen Körperbereichen mögliche Tumorzellen zu finden und Behandlungsoptionen abzustimmen.

Denn primäre Knochentumore sind selten – sie machen nur etwa fünf Prozent aller Tumore aus. Davon finden sich wiederum lediglich drei bis fünf Prozent an der Wirbelsäule. Im Fall von Thorsten Z. passt in Bezug auf das Vorgehen zum Glück alles zusammen, der Tumor ist jedoch semi-maligne. Was bedeutet, dass der Tumor beschränkt bösartig ist und bei einer unzureichenden chirurgischen Entfernung zu einer Rückkehr des Tumors führen kann. In einer zweiten, großen Operation im April kann von Prof. Dr. Stefan Huber-Wagner und Dr. Thorsten Enk der komplette Wirbelkörper inclusive der vorderen Anteile nach Teilentfernung von Rippen über einen hinteren Zugang, eine sog. Costotransversektomie, entfernt werden. Als Ersatz für den entfernten Wirbelkörper wird ein sogenannter Cage von hinten am Rückenmark vorbei eingesetzt.
Dieser Platzhalter besteht aus der innovativem PEEK (Polyetheretherketon, einem Kunststoff) und überbrückt die resezierte Stelle der Wirbelsäule. PEEK hat die Eigenschaft, dass es bei zukünftigen Verlaufsuntersuchungen mittels Kernspintomographie (MRT) eine gute Beurteilung ermöglicht. Die beiden Ärzte können in dieser mehrstündigen Operation den semi-malignen Riesenzelltumor vollständig entfernen. Man nennt das eine sogenannte R0 Resektion. Eine onkologische Nachbehandlung mittels Chemotherapie oder Bestrahlung ist somit nicht erforderlich.

Am Wirbelsäulenmodell erklären die Mediziner Thorsten Z., wo sie während der Operation ansetzten und sich vorbei an Hauptschlagader, Lunge, Rückenmark und Nervenbahnen vorsichtig Zugang zur betroffenen Stelle verschafften. Stück für Stück wurde Tumor samt Wirbel abgetragen, mit Unterstützung hochmoderner Instrumente und einem Operationsmikroskop.

Ein solcher Eingriff muss gut und exakt geplant werden, alles läuft Hand in Hand.  Angefangen bei der Logistik, über das OP-Team hin zum interdisziplinären Austausch und Einvernehmen aller beteiligten Ärzte untereinander.

Traumazentrum Chirurgie II: Unfallchirurgie und Alterstraumatologie Belegabteilung Neurochirurgie

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