Therapie

Von einer Bauchwandhernien-OP sehen Experten eigentlich nur ab, wenn der Eingriff selbst ein zu hohes Risiko für den Patienten darstellen würde. Dies liegt meist nicht an der Schwere des Eingriffes (chirurgisches Risiko) sondern am Allgemeinzustand des Patienten.

Das ist zum Beispiel bei chronisch Kranken der Fall. Sollte etwa die Wasseransammlung bei einer Leberzirrhose zur Hernie geführt haben, müssen die Ärzte abwägen, ob sie dem Patienten die Belastung einer Bauchbruch-OP zumuten können. Auch hier hängt die Entscheidung für oder gegen sofortige Operationen bei Bauchwandhernien davon ab, wie groß der Bruch ist und wo genau er liegt. Mit anderen Worten: Wie wahrscheinlich sind lebensgefährliche Komplikationen?

Eine umfangreiche Diagnostik (u.a. Untersuchung, Ultraschall, CT) ist vor einer Bauchbruch-OP selbstverständlich, unter anderem um die genaue Lage der Hernie zu bestimmen. Die körperliche Untersuchung beginnt im Stehen. Der Patient muss husten oder pressen, während ihn der Arzt abtastet und meistens den Bruchsack fühlt oder sogar sieht. Die gleiche Untersuchung wird auch im Liegen durchgeführt. Vor der Bauchwandhernien-OP werden zusätzlich Ultraschallbilder (Sonografie) meist auch ein CT angefertigt, auf denen auch zu erkennen ist, welche Organe sich eventuell in der Ausstülpung befinden. Je größer der Bruch ist und je mehr Organteile durch die Aussackung nach draußen gelangen, desto eindeutiger (und zeitnaher) sollte die Bauchbruch-OP erfolgen. Hernien im Inneren können meist nur durch eine Computertomographie eindeutig dargestellt werden

Vorbereitung zur Bauchbruch-OP

Bauchwandhernien-OPs gehören zu den häufigsten Eingriffen und können ohne komplizierte Vorbereitungen durchgeführt werden. Der Patient muss in der Regel erst am Tag der Bauchbrauch-OP in die Klinik, wo ihm Blut abgenommen wird. Sechs bis acht Stunden vor der geplanten Operation darf er nichts mehr essen, trinken und auch nicht rauchen. Ein Narkosearzt bespricht mit ihm, welche Form der Narkose gewählt wird. Ob eine Allgemeinanästhesie notwendig ist oder eine lokale Betäubung ausreicht, hängt von der Art der Bauchbruch-OP ab. Bei einer Vollnarkose steht im Vorfeld zusätzlich ein EKG an. In jedem Fall erhält der Patient vorab beruhigende Medikamente. Außerdem wird der jeweilige Körperbereich vor der Bauchwandhernien-OP rasiert.

Operationsmethoden bei einer Bauchwandhernien-OP

Für Operationen bei Bauchwandhernien gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Grundsätzlich geht es darum, über eine Bauchbruch-OP die bestehende Lücke dauerhaft zu verschließen. Nur bei kleinen, unkomplizierten Brüchen kann das ausschließlich über Nähte erfolgen. Vielfach ist es nötig, während der Bauchwandhernien-OP zusätzlich ein Kunststoffnetz zu verwenden, das den jeweiligen Bereich stabilisiert. Eingesetzt wird es nicht nur bei größeren Hernien, sondern auch bei älteren Patienten, deren Bindegewebe nachgiebiger ist.

Netze, die in Operationen bei Bauchwandhernien eingesetzt werden, müssen deutlich größer sein als die entstandene Lücke. Sie dienen als Gerüst (Matrix), damit sie gut mit dem körpereigenen Gewebe verwachsen können. Dabei ist ihre Position sehr unterschiedlich. „Onlay“  beschreibt die Lage des Netzes zwischen Unterhautfettgewebe und Bauchmuskulatur. Wird das Gewebe bei der Bauchbruch-OP unter die Bauchmuskulatur, aber vor das Bauchfell geschoben, sprechen Ärzte von „Sublay“, manchmal auch „präperitoneale Lage“. „Intraperitoneal Onlay“  (IPOM) ist der Fachbegriff für ein Netz in der Bauchhöhle, das von innen gegen das Bauchfell drückt.

Bauchwandhernien-OPs werden zudem nicht immer über einen offenen Schnitt durchgeführt. Teilweise sind auch minimalinvasive Verfahren möglich. In diesen Fällen erfolgen die Operationen bei Bauchwandhernien über 3-5 kleine Schnitte, durch die der Arzt seine Instrumente und eine kleine Kamera, aber auch das Netz (Mesh) einführt.

Welches Verfahren für die Bauchbruch-OP gewählt wird, hängt von der Größe & Lage der Hernie sowie eventuellen weiteren Komplikationen wie Verwachsungen durch Narbengewebe ab. Zusätzlich zählen die Art des Bruchs (“Erstbruch“ oder „Rezidiv“) sowie das Alter des Patienten (körperliche Aktivität), wenn der Arzt entscheiden soll, welche Form der Bauchwandhernien-OP er wählt.

Netzfreie Verfahren bei Bauchbruch-OPs

Operationen bei Bauchwandhernien werden verhältnismäßig selten ohne zusätzliches Netz abgeschlossen. Diese Form der Bauchbruch-OP kommt vor allem bei Kindern & Jugendlichen sowie bei sehr kleinen Lücken zum Einsatz. Üblich ist zum Beispiel bei Leistenhernien die Methode nach `Shouldice`. Dabei wird die Leistenhinterwand mit körpereigenem Gewebe verstärkt und auf diese Weise rekonstruiert. Möglich ist diese Art der Bauchwandhernien-OP allerdings nur, wenn das Gewebe entsprechend fest ist.

Die sog. „einfache Naht“, aber auch die Fasziendopplung nach `Mayo` kann in jedem Alter aber nur für sehr kleine Brüche angewandt werden. Vereinfacht gesagt näht der Chirurg während dieser Operation bei Bauchwandhernien im Bereich des Defekts überlappende Ränder von Bauchwandschichten zusammen, damit das Gewebe wieder stabiler wird. Man verwendet in beiden Fällen nicht-auflösendes Nahtmaterial.

Bei großen Brüchen in der Bauchwand kommt es vor, dass die geraden Bauchmuskeln zur Seite hin verlagert sind. Die Lösung kann hier eine Bauchdecken-Kulissenplastik (ventral oder dorsale Komponentenseparation) sein (siehe Narbenhernie). Bei dieser Bauchbruch-OP werden vereinfacht gesagt Muskelfaser-Bündel voneinander gelöst und so in die Mitte zurechtgeschoben, dass sie die Lücke in der Bauchdecke schließen. Dies kann offen oder minimal invasiv durchgeführt werden.

Operationen bei Bauchwandhernien mit Netzversorgung

Ein Netz, das bei einer Bauchbruch-OP eingesetzt wird, sorgt für zusätzliche Stabilität und soll die Rückfallraten (Rezidive) senken. Das häufigste Verfahren bei Leistenbrüchen ist die offene Bauchwandhernien-OP nach `Lichtenstein`. Dabei wird die Lücke `onlay` mit einem Kunststoffnetz verschlossen.

Mittlerweile fast schon obsolet und bei uns nicht angeboten wird die `Plug & Patch`- Technik, die wir hier nicht beschreiben. Die Komplikations- und Revisionsrate war zu hoch. Auch für größere Nabel- oder Narbenbrüche verwenden die Ärzte Netze bei Bauchwandhernien-OPs, um die stark unter Spannung stehende Bauchdecke zu stabilisieren.

Eine alternative Bauchbruch-OP bei großen Narbenbrüchen ist die `Sublay-Technik`. Dabei werden Narbe und Bruchsack herausgeschnitten und die so entstandene Lücke während der Bauchwandhernie-OP durch ein Netz geschlossen, das auf beiden Seiten unter die geraden Bauchwandmuskeln platziert wird.

Es ist auch möglich, eine Bauchwandhernien-OP minimalinvasiv (laparoskopisch) durchzuführen, also nur mit kleinen Schnitten. Solch eine Operation erfolgt in Vollnarkose. Die Methoden nennen sich bei Leistenhernien `TAPP` (Transabdominale präperitoneale Netzimplantation) und `TEP` (Total extraperitoneale Hernioplastik). Während dieser Bauchbruch-OPs verschließt der Arzt die Bruchlücke unter dem Bauchfell mit einem Kunststoffnetz. Die beiden Verfahren unterscheiden sich vor allem darin, dass bei der `TAPP` durch den Bauchraum operiert wird und bei der `TEP` der Zugang zwischen Bauchfell und Bauchwand erfolgt.

Die `IPOM`- Methode wird hingegen bei Narben- oder Nabelbrüchen angewandt. Während dieser Bauchbruch-OP führt der Arzt das Netz seitlich ein und legt es von innen über den defekten Bereich, allerdings mit direktem Kontakt zum Darm. Es bietet sich vor allem bei kleinen Brüchen und erheblichem Übergewicht (Adipositas) an.

Postoperative Versorgung nach einer Bauchbruch-OP

Die Mobilität variiert stark in Abhängigkeit des Eingriffes. Nach einer großen Bauchwand-Narbenhernien-OP müssen die Patienten sollten die Patienten sich zunächst schonen. Am ersten Tag ist lediglich Stehen und Gehen zwar möglich, initial soll der Patient aber besser liegen. Die Belastung kann dann > 2. postop. Tag schrittweise erhöht werden. Bereits zwei Wochen nach einer Bauchbruch-OP sollten alle normalen Alltagsverrichtungen wieder möglich sein, etwa Auto oder Rad fahren. Wir geben in der Frühphase bei der Mobilisation immer noch eine Bauchbinde mit, da hierdurch mögliche Flüssigkeitsverhalte komprimiert werden und die Schmerzhaftigkeit an der Bauchdecke durch die Kompression reduziert werden kann.

Je nach Art der Operation – offen oder minimalinvasiv – sind auch leichte Bürotätigkeiten schon nach wenigen Tagen wieder möglich. Mit dem Sport sollten Patienten, abhängig von der Intensität der Sportart, erst drei bis vier Wochen nach einer Bauchwandhernien-OP wieder anfangen. Eine Besonderheit ist das Heben schwerer Gegenstände von über zehn Kilo. Wir empfehlen auch hier eine Karenz von 4-6 Wochen. Das alte Argument einer „stabilen Narbe“ greift zu kurz, denn die volle Reißfestigkeit einer Narbe wird erst nach > 7 Monaten erreicht.

Besondere Maßnahmen müssen nach einer Bauchwandhernien-OP ansonsten nicht ergriffen werden. Mit einem Schutzpflaster auf der Wunde können sich die Patienten normal waschen und abduschen. Die Fäden (meist resorbierbar) oder Klammern entfernt ein Arzt etwa 10-12 Tage nach der Bauchbruch-OP.

Mögliche Komplikationen

Operationen bei Bauchwandhernien können - wie jeder Eingriff - unerwünschte Komplikationen mit sich bringen. Es kann zum Beispiel zu lokalen Nervenstörungen kommen, die von den Betroffenen als dauerhafte (> 3 Monate = chronische) Schmerzen wahrgenommen werden. Auch Wundinfekte, Hodenschädigungen und Thrombosen sind nach Bauchbruch-OPs möglich. Das Narkoserisiko ist vergleichsweise gering. Außerdem kann später erneut ein Bruch auftreten (Rezidiv), der durch eine weitere Bauchbruchwandhernien-OP geschlossen werden muss. Komplikations-und Risiko-reicher sind große Bauchwand-Narbenhernien mit Verlust des Heimatrechts des Darmes (sog. `loss of domain`- Hernien). Hier muss ausgedehnt auf die im Einzelfall recht unterschiedlichen Risikokonstellationen hingewiesen und diesbezüglich aufgeklärt werden.