Diagnose und Therapie

Die Diagnose erfolgt in der Regel im Rahmen eines Aufnahmegesprächs und der anschließenden körperlichen Untersuchung. Hier lässt sich der Arzt vom Patienten zunächst die Symptome beschreiben. Anschließend stellt er dem Patienten gezielte Fragen, etwa wann die Beschwerden auftreten und ob sie dauerhaft bestehen. Wichtig ist auch hier die eindeutige Größenbestimmung (Klassifikation) um das richtige Verfahren zu wählen.

Tastuntersuchung

Erhärtet sich durch das Anamnesegespräch der Verdacht, dass ein Leistenbruch vorliegt, nimmt der Arzt eine körperliche Untersuchung vor. Dabei begutachtet er die Leistenregion des Patienten und tastet sie sorgfältig ab. In der Regel kann der Arzt den Leistenbruch leicht erkennen, da in der Leistenregion die Vorwölbung gut zu sehen und die Bruchstelle gut zu tasten ist, sobald die Betroffenen husten oder pressen.

Im Anschluss daran überprüft der Arzt ...

  • ob sich der Bruchinhalt in den Bauchraum zurückdrängen lässt,
  • wie sich die Vorwölbung im Liegen oder Stehen verändert &
  • ob der Leistenbruch Schmerzen verursacht.

Optionale bildgebende Untersuchungen

In einigen Fällen kommen zur Diagnose einer Leistenhernie auch noch weitere Untersuchungen, etwa eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) zum Einsatz. Diese Untersuchungen können notwendig werden, wenn ...

  • es sich um einen kleineren Leistenbruch handelt, der auf den ersten Blick nicht gut zu erkennen
  • der Betroffenen stark übergewichtig ist oder ...
  • der Patient eine straffe Bauchdecke hat ...

Zudem dient eine Ultraschalluntersuchung auch dem Ausschluss anderer Krankheiten, die ähnliche Symptome wie ein Leistenbruch verursachen können. Hierzu gehören beispielsweise

  • Lymphknotenvergrößerungen
  • Tumoren
  • Aussackungen von Gefäßen
  • die sogenannte weiche Leiste, die häufig als Leistenzerrung (Fachausdruck: „Inguinale

     Disruption“) im Zusammenhang mit Sportarten wie u.a. Fußball oder Eishockey vorkommt.

Leistenbruch-Behandlung

Ein Leistenbruch erfordert nicht  immer einen chirurgischen Eingriff. Ohne klinische Symptomatik und bei geringer Größe kann auch zugewartet werden. Es ist allerdings auch nicht zu erwarten, dass der Bruch sich von selbst zurückbildet. Im Gegenteil, die Bruchlücke vergrößert sich im Laufe der Zeit immer mehr. Das Risiko einer Einklemmung von Eingeweideteilen aus dem Bauchraum besteht prinzipiell, ist aber relativ gering. Eine Operation, bei der der Chirurg den Bruchinhalt in den Bauchraum zurückverlagert, die Bruchpforte in der Bauchdecke verschließt und das Gewebe stabilisiert, stellt somit die einzige wirksame Therapieoption bei einem Leistenbruch dar.

Zur chirurgischen Behandlung einer Leistenhernie steht dabei heutzutage eine Vielzahl verschiedener Operationsmethoden zur Auswahl. So kann eine Leistenbruch-OP prinzipiell entweder konventionell im Rahmen einer offenen Operation oder minimal-invasiv mit endoskopischen bzw. laparoskopischen Verfahren erfolgen. Die Ärzte entscheiden vor dem Eingriff auf, ob es ausreicht, die Bruchpforte zu vernähen, oder ob sie durch ein Kunststoffnetz zusätzlich verstärkt werden sollte.

Zu den gängigsten und wichtigsten Operationsverfahren gehören die

  • offene Operationstechnik ohne Kunststoffnetz (z.B. nach Shouldice, Ferguson, Desarda),
  • offene Operationstechnik (Abb.18) mit Kunststoffnetz (z.B. nach Lichtenstein, Wantz, Stoppa), 
  • minimal-invasive Operationstechniken (Abb.19/20) mit Kunststoffnetz (z.B. TEP, TAPP)

Grundsätzlich kann jeder Leistenbruch mit jedem dieser Verfahren operiert werden. Welches im Einzelfall zum Einsatz kommt, hängt von Faktoren wie dem Alter des Patienten und der Art, Lage und Größe der Hernie ab.