Diagnose und Therapie

Eine Narbenhernie lässt sich durch die klinische Beobachtung der Symptome und eine körperliche Untersuchung meist sehr schnell diagnostizieren. Hierzu befragt der behandelnde Arzt den Patienten zunächst zu seinen Beschwerden (Anamnese) und anschließend tastet er die Narbe mit der Hand ab. Kann er beim Abtasten der Narbe eine Bruchpforte bzw. einen Bruchsack ertasten, ist die Diagnose eines Narbenbruchs in der Regel schon gesichert. Um die Narbenhernie weiter zu beurteilen, prüft der Arzt zudem noch, ob und wie leicht der Bruchsack durch die Bruchpforte zurück in die Bauchhöhle gedrückt werden kann.

In seltenen Fällen können auch noch weitere Untersuchungen zur sicheren Diagnose einer Narbenhernie erforderlich werden. Hierzu gehören beispielsweise die Ultraschalluntersuchung (Sonographie), die Computertomographie (CT), die Röntgenuntersuchung sowie Darmuntersuchungen wie die Darmspiegelung. Diese Untersuchungsverfahren kommen unter anderem bei übergewichtigen Patienten oder sehr kleinen Narbenbrüchen zum Einsatz und dienen der sicheren Bestätigung der Diagnose Narbenhernie. Zudem sie weitere Hinweise über die Größe der Bruchpforte, den Bruchinhalt, die Gefahr einer Einklemmung von Baucheingeweiden oder eine bereits bestehende Einklemmung geben.

Behandlung von Narbenbrüchen

Ein Narbenbruch sollte stets operativ behandelt werden, da er sich nicht von selbst zurückbildet, sondern stattdessen mit der Zeit immer größer wird. Außerdem besteht die Gefahr, dass es zu einer gefährlichen Einklemmung von Eingeweideteilen in der Bruchpforte kommt. Auch wenn eine Narbenhernie keine Beschwerden verursacht, ist eine Operation daher in (fast) jedem Fall angeraten.

In der Regel sollte die Primäroperation, die den Narbenbruch verursacht hat, mindestens 6 Monate zurückliegen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Narbenbruch-Operation ist, dass die ursprüngliche Operationsnarbe ausgeheilt ist und saubere und stabile Wundränder und nahtfähige Strukturen vorliegen. Eine sofortige chirurgische Behandlung ist nur dann notwendig, wenn sich der Bruchsack nicht in den Bauchraum zurückdrücken lässt und es zu einer Einklemmung von Eingeweideteilen gekommen ist.

Während der Operation wird die Narbenhernie zunächst freigelegt und der Bruchsack wieder in die Bauchhöhle zurück verlagert. Anschließend verschließt der Chirurg die Bruchpforte des Narbenbruchs dauerhaft. Eine alleinige Naht führt in > 50% der Fälle wieder zu einem Bruch (s. unveränderte Ursachen oder Risikofaktoren für einen Bruch), so dass eine Verstärkung des Bindegewebes unbedingt erforderlich ist. Hierfür stehen mit dem Einsetzen eines Kunststoffnetzes prinzipiell zwei verschiedene Zugangsverfahren zur Auswahl:

  • offener Zugang durch Wiederöffnen der alten Narbe (konventionelle Operation)
  • laparoskopisch bzw. endoskopische Zugang (Schlüssellochchirurgie)

Welches Operationsverfahren bei einem Narbenbruch letztlich zum Einsatz kommt, hängt zum einen von der Größe und Beschaffenheit der Narbenhernie (technische und funktionelle Operabilität) und zum anderen von der körperlichen Verfassung des Patienten (biologische Operabilität) ab. Während einige Verfahren eine sehr geringe Komplikationswahrscheinlichkeit (postoperative Morbidität) haben sind andere Eingriffe (`loss of domain` - Hernie, Abb.23) potentiell lebensgefährlich (postoperative Mortalität).

In der Regel setzt der Chirurg ein nicht auflösbares Kunststoffnetz über der Bruchpforte ein, um die Bauchdecke zu verstärken. Das Netz fungiert quasi als Matrix für das einwachsende Bindegewebe mit Blutgefäßen. Diese sich dann bildende Narbenplatte bleibt im Idealfall ein Leben lang stabil. Die Rückfallquote kann so erheblich gesenkt werden.

Prävention von Narbenbrüchen

In jüngerer Zeit wurde zunehmend der Frage nachgegangen wie man prophylaktisch einer Narbenhernien vorbeugen kann. Dies kann man von 3 Seiten betrachten...

  1. dem Patienten (körperliche Vorraussetzungen, Gesundheit) 1° Prävention
  2. dem Chirurgen (technischer Aspekt)  2° Prävention
  3. dem Naht/Verschlussmaterial (materieller Aspekt)

 1) Reduktion der Risikofaktoren des Patienten

  • Rauchen
  • starkes Übergewicht
  • Heben schwerer Lasen in den ersten 3-6 Monaten

 2) Einsatz von einer verbesserten Zugangs – und Verschlusstechnik

  • Kürzerer Schnitt (Laparoskopie, Schlüssellochchirurgie)
  • Geringere Nahtspannung (Vermeiden von „Knopflöchern“ der Faszie)
  • Vermeiden des Mittellinienschnittes
  • Beachten des Naht- zu Schnittverhältnisses (> 4:1)
  • ggf. prophylaktisches Einbringen eines Netzes (Stomaanlage, Aortenaneurysma)

3) Nahtmaterial

  • monofiles, langsam resorbierbares Nahtmaterial
  • leichteres (dünneres) Nahtmaterial
  • nicht resorbierbare (teil-/ verzögert resorbierbare) Netzimplantate