Welche Therapien gibt es?

Um es gleich vorweg zu sagen, die Multiple Sklerose ist bis heute nicht heilbar. Entsprechenden Heilversprechen verschiedenster Gesundheitsanbieter ist daher immer mit sehr viel Skepsis und auch gesundem Menschenverstand zu begegnen.

Die Einnahme von vielen Vitaminen, das Einhalten von einer bestimmten Diät oder das Entfernen bestimmter Zahnfüllungen führt mit Sicherheit nicht zur Heilung der Multiplen Sklerose.
Es stehen uns heute aufgrund sehr intensiver Forschungsbemühungen zahlreiche Medikamente zur Verfügung, die in vielen großen Studien bewiesen haben, dass sie den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können.
Grundlage jeder Therapie ist das eingehende Verständnis der Erkrankung. Der Patient sollte zum „Experten“ seiner eigenen Erkrankung werden. Hier sind gerade zu Beginn der Erkrankung intensive und geduldige Gespräche mit entsprechend geschulten MS-Krankenschwestern und Ärzten (z.B. auch in der MS-Ambulanz) sicherlich erforderlich. Daneben gibt es auch sehr gute Literatur, die über die Erkrankung eingehend informiert.

Bei der medikamentösen Therapie der MS unterscheidet man zwischen einer Schubtherapie, einer verlaufsmodifizierenden Therapie sowie einer symptomatischen Therapie.

Schubtherapie

Bei einem akuten Schub erfolgt eine entzündungshemmende intravenöse Therapie mit hochdosiertem Cortison über 3- 5 Tage.

Verlaufsmodifizierende Therapien

Liegt eine milde/moderate Verlaufsform vor, kommen verschiedene, jahrzehntelang bekannte immunmodulatorische Substanzen zum Einsatz, die alle mit unterschiedlicher Häufigkeit gespritzt werden müssen (Interferone, Copaxone). Es existieren zahlreiche Hilfen zum richtigen Umgang mit diesen Medikamenten. Die intensiven Schulungen zur richtigen Spritztechnik erfolgen unter anderem in unserer MS-Ambulanz.

Seit Jahren stehen zwei Substanzen in Tablettenform zur Verfügung (Teriflunomid, Dimethylfumarat).

Liegt eine aktive/hochaktive Verlaufsform vor oder kann durch die bisherigen immunmodulatorischen Therapien keine Stabilität erreicht werden, kommen stärker wirksame Therapien zum Einsatz z. B. Infusionstherapien mit monoklonalen Antikörpern (Natalizumab, Alemtuzumab) oder Mitoxantron als Chemotherapeutikum. Zusätzlich steht Fingolilmod in Tablettenform zur Verfügung.

Bei einer schleichenden Verlaufsform kann auch eine Therapie mit Mitoxantron in Frage kommen, welches in der Regel alle drei Monate als Infusion verabreicht wird.

Symptomatische Therapie

Die symptomatische Therapie zielt darauf ab, bestimmte spezielle Zeichen und Beschwerden der Erkrankung zu lindern. Hier kann es sich um eine medikamentöse Therapie handeln, die erhöhte Muskelspannungen, ein starkes Zittern von Armen und Beinen sowie das zu häufige Wasserlassen deutlich verbessern kann. Auch Behandlung der vorzeitigen Ermüdbarkeit (Fatigue) ist möglich. Schmerzhafte Gefühlsstörungen können positiv beeinflusst werden.

Daneben sollte auch die regelmäßige Durchführung von Physiotherapie und - wenn erforderlich - auch Ergotherapie und Logopädie nicht vernachlässigt werden.

Zertifizierte MS-Ambulanz

Die Behandlung der Multiplen Sklerose sowie anderer neuroimmunologischer entzündlicher ZNS-Erkrankungen ist ein fachlicher Schwerpunkt der Neurologischen Klinik. Die MS-Ambulanz des Diaks ist seit 2011 ein durch die DMSG (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft) ausgezeichnetes Regionales MS-Zentrum.

Dieses Zertifikat sichert an Multiple Sklerose erkrankten Menschen eine qualitativ hochwertige leitlinienorientierte Behandlung durch auf MS spezialisierte Neurologen sowie speziell ausgebildetes Pflegepersonal, sog. MS-Nurses. Wir verfügen über eine langjährige Erfahrung in der Diagnostik und Therapie der MS und bieten eine Beratung aller zugelassenen immunmodulatorischen Therapien an. Sämtliche Infusionstherapien werden in unserer Ambulanz/ Klinik durchgeführt. Zudem nehmen wir regelmäßig an verschiedenen wissenschaftlichen Studien teil.