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Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems, die vor allem die Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark betrifft. Sie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen bei jungen Erwachsenen und führt zu einer Vielzahl von Symptomen, die in ihrer Schwere und Dauer variieren können. In unserer Spezialambulanz werden alle zugelassenen und etablierten Therapieverfahren angeboten und durchgeführt.

Epidemiologie in Deutschland

In Deutschland sind schätzungsweise etwa 250.000 Menschen von Multipler Sklerose betroffen. Die Erkrankung tritt meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf und betrifft Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer. MS ist weltweit unterschiedlich verbreitet, wobei in nördlichen Ländern wie Skandinavien und Kanada eine höhere Häufigkeit zu beobachten ist als in südlicheren Regionen.

Vermutete Pathophysiologie

Multiple Sklerose entsteht, wenn das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Zellen angreift. Im Fall der MS richtet sich der Angriff gegen die Myelinschicht, die die Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark umgibt. Diese Myelinschicht dient als „Isolierung“, die dafür sorgt, dass Nervenimpulse schnell und effizient weitergeleitet werden. Durch die Zerstörung des Myelins entsteht Narbengewebe (Sklerose), das die Nervenleitung stört. In der Folge kann es zu einer Vielzahl neurologischer Beschwerden kommen, da das Signal von Gehirn zu Körper nicht mehr richtig übertragen wird.

Typische Symptome

Die Symptome der Multiplen Sklerose sind sehr vielfältig und hängen davon ab, welche Bereiche des zentralen Nervensystems betroffen sind. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Sehstörungen: Dazu gehören verschwommenes Sehen, Doppelbilder oder sogar vorübergehende Erblindung eines Auges.
  • Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Brennen in den Gliedmaßen.
  • Koordinationsstörungen und Gleichgewichtsstörungen: Probleme beim Gehen oder bei der Handhabung von Gegenständen.
  • Müdigkeit (Fatigue): Eine anhaltende Erschöpfung, die nicht durch Schlaf oder Ruhe behoben wird.
  • Schwäche in den Gliedmaßen: Besonders in den Beinen.
  • Kognitive Störungen: Konzentrations- und Gedächtnisprobleme.
  • Schmerzzustände: Oft in Form von brennenden oder stechenden Schmerzen.

Da die Symptome in verschiedenen Formen und in unterschiedlichen Intensitäten auftreten können, sind sie oft schwer zu erkennen und die Diagnose kann eine Weile dauern.

Therapie

Die Therapie der Multiplen Sklerose hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Ziel der Behandlung ist es, den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Dabei kommen verschiedene Ansätze zum Einsatz:

 

1.Akutbehandlung von Schüben: In akuten Phasen wird häufig eine hochdosierte Kortisonbehandlung eingesetzt, um Entzündungen zu verringern und die Schübe abzumildern. Kortison wird meist als Infusion verabreicht.

2.Krankheitsmodifizierende Therapie (DMT): Die krankheitsmodifizierende Therapie (DMT) der Multiplen Sklerose zielt darauf ab, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, Schübe zu reduzieren und die langfristige Verschlechterung der neurologischen Funktionen zu verhindern. Laut der deutschen Therapieleitlinie werden DMT-Medikamente in drei Kategorien unterteilt, die sich in ihrer Stärke und Wirksamkeit unterscheiden.

  • Kategorie 1 Therapien: Sie haben eine gute Verträglichkeit und moderate Wirksamkeit. Dazu gehören Interferon-beta-Präparate, Glatirameracetat, Teriflunomid sowie Dimethylfumarat und Diroximelfumarat. Diese Therapien zielen darauf ab, die Häufigkeit von Schüben zu verringern und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen, sind jedoch weniger effektiv in der Verhinderung von langfristigen Behinderungen.
  • Kategorie 2 Therapien: Diese Mittel kommen bei Patienten mit aktiver MS oder unzureichendem Ansprechen auf Kategorie 1 Therapien zum Einsatz. Sie sind stärker wirksam und beinhalten Medikamente wie Fingolimod, Ozanimod, Ponesomid oder Cladribin. Sie haben eine größere Wirkung auf die Reduktion von Schüben und die Verlangsamung des Krankheitsfortschritts, können jedoch stärkere Nebenwirkungen mit sich bringen.
  • Kategorie 3 Therapien: Diese potenteren Medikamente werden bei schwer verlaufender MS oder in Fällen eingesetzt, in denen andere Therapien nicht ausreichend wirken. Beispiele sind Natalizumab, Ocrelizumab oder Ofatumumab, die eine starke Wirkung auf die Krankheit haben.

Die Wahl der DMT richtet sich nach der Krankheitsaktivität, dem Schweregrad der MS und der Verträglichkeit der Medikamente, wobei immer das individuelle Risiko-Nutzen-Verhältnis berücksichtigt wird. Bei entsprechender Befundkonstellation ist auch der frühe Einsatz von Therapien aus der Kategorie 2 oder 3 sinnvoll.

 

3.Symptomatische Behandlung: Zur Linderung der Symptome werden oft Medikamente eingesetzt, die gegen spezifische Beschwerden wie Muskelspastik, Blasenprobleme oder Schmerzen helfen. Auch Physiotherapie und Ergotherapie sind wichtige Bestandteile der Behandlung, um die Beweglichkeit zu erhalten und den Patienten zu unterstützen.

 

In unserer Spezialambulanz werden alle zugelassenen und etablierten Therapieverfahren angeboten und durchgeführt.

Ihre Ansprechpartnerin

Sonja Schober team photo

Ihr Ansprechpartner

Benjamin Knier team photo
  • Chefarzt Neurologie

    Prof. Dr. med. Benjamin Knier

  • Facharzt für Neurologie, Zusatzbezeichnungen Intensivmedizin, Notfallmedizin, Palliativmedizin; MS Specialist des Kompetenznetzes Multiple Sklerose; DEGUM Stufe 1 Notfallsonographie; Verkehrsmedizinische Qualifikation; Medizinische Begutachtung; Master of Health Business Administration